Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Mein Hausarzt hat mir (75 Jahre) geraten, den Blutdruck zunächst am Handgelenk zu messen und dann noch einmal eine vergleichende Messung am Oberarm vorzunehmen. So mache ich das nun schon eine zeitlang, stelle dann aber immer wieder fest, dass ich am Oberarm um 10 bis 20 mmHg höhere Werte als am Handgelenk habe. Die Messung am Oberarm soll ja angeblich genauer sein. Nun frage ich mich, ob ich zuvor überhaupt noch am Handgelenk messen soll, und was diese Messung wert ist?
Bei meinen Messungen ermittele ich oft Werte von beispielsweise 163/73 mmHg. Ich frage mich zudem, wie man den hohen oberen Wert im Vergleich zum unteren Wert – der ja noch im normalen Rahmen ist – zu interpretieren hat? Gerda M., Jena
Experten-Antwort:
Bei Menschen jenseits des 65. Lebensjahres sind die Blutgefäße weniger elastisch. Dann kann es passieren, dass die weniger dehnbaren Gefäße zu den von Ihnen beschriebenen Blutdruckunterschieden bei der Messung am Handgelenk und der Messung am Oberarm führen.
Die Europäische Hochdruckgesellschaft hat deshalb schon vor längerer Zeit empfohlen, dass Menschen über 65 Jahre ihren Blutdruck ausschließlich am Oberarm messen sollten. Grundsätzlich ist der Rat Ihres Hausarztes aber durchaus richtig: Da bei sehr vielen Menschen Ihres Alters aber keine wesentlichen Unterschiede in den Druckmessungen am Oberarm und am Handgelenk festzustellen sind, ist seine Empfehlung heute nicht mehr allgemein gültig. In Ihrem konkreten Fall: Bei Druckunterschieden von bis zu 20 mmHg, wie von Ihnen beschrieben, würde ich dazu raten, sich nur noch auf die Messung am Oberarm zu verlassen.
Blutdruck messen: So gehts
Blutdruckamplitude zu hoch?
Zur Ihrer Frage zur Interpretation der Messergebnisse: Der Abstand zwischen oberem systolischen und unterem diastolischen Blutdruckwert wird fachsprachlich als Blutdruckamplitude bezeichnet. In Ihrem Fall ist die Blutdruckamplitude tatsächlich hoch. Wenn dies nur hin und wieder bei einzelnen Messungen auftritt, ist es nicht weiter beunruhigend. Wenn eine so hohe Amplitude aber konstant messbar ist, liegt das zumeist an einer Einsteifung der Gefäße. Manchmal kann auch eine Erkrankung des Herzens, beispielsweise ein Herzklappenfehler, dahinterstecken. Das müsste von den Ärzten, die Sie behandeln, ausgeschlossen werden.
Experte
Dr. med. Vinzenz Graf von Kageneck, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie.
Unser Informationsmaterial
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Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen (2021)
PDF: 6,91 MB -
Blutdruck-Pass